Im Schweigen ermittelte die französische Polizei gegen den vietnamesischen Geheimdienst. Dieser soll nach Frankreich gekommen sein und dort SIM-Karten gekauft haben, um sie bei der Entführung von Trịnh Xuân Thanh zu nutzen. Die Ermittlungen sind abgeschlossen und die Akten wurden Anfang August 2018 an die deutschen Behörden übergeben. So sollen weitere Personen aus dem Ministerium für öffentliche Sicherheit erfasst werden.
Die vietnamesische Botschaft in Frankreich liegt in einer kleinen Straße im 8. Arrondissement, mitten im Zentrum der Hauptstadt Paris. Hier gehen täglich Diplomaten und Botschaftsangestellte ein und aus und vertreten Vietnam in Frankreich.
Im Juli 2017 erscheinen plötzlich unbekannte Gesichter. Sie kommen gerade erst aus Vietnam. Eines dieser Gesichter ist Vũ Quang Dũng, Assistent von Generalleutnant Đường Minh Hưng, Vizechef der vietnamesischen Polizei. Sie haben eine besondere Aufgabe: zusammen mit einer anderen Gruppe in Berlin sollen sie eine Person entführen, die gerade Asyl in Deutschland sucht. Diese Person ist ein scharfer Kritiker von Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams Nguyễn Phú Trọng und war einstmal Vizevorsitzender der Provinz Hậu Giang im südlichen Vietnam. Es handelt sich um den ehemaligen Nationalversammlungsabgeordneten Trịnh Xuân Thanh.
Die SIM-Karten von französischen Netzbetreibern wurden hektisch auf dem Schwarzmarkt gekauft und auf das Gelände der vietnamesischen Botschaft in Frankreich gebracht. Dort wurden sie aktiviert und hatten somit Zugriff auf das Mobilfunknetz Frankreichs. Dank den Aufzeichnungen durch die französischen Netzbetreiber, konnten die Ermittler aus Frankreich die genaue Wegstrecke der SIM-Kartennutzer sowie deren Telefonate herausfinden.
Kurze Zeit später, am 19. Juli 2017, landete Đỗ Thị Minh Phương, eine Mitarbeiterin im vietnamesischen Handelsministerium und Nichte einen hochrangigen Polizisten in Hải Phong, mit einer Air Berlin-Maschine Paris in Berlin. Sie landete um 12.56 Uhr am Flughafen Berlin-Tegel, nur 90 Minuten nachdem eine Gruppe des vietnamesischen Geheimdienstes aus Frankreich in Berlin ankam. Egal wohin die Geliebte von Trịnh Xuân Thanh hinging, sie wurde von Geheimdienstmitarbeitern verfolgt.
Es scheint als ob Generalleutnant Đường Minh Hưng, Kommando der Geheimdienstgruppe in Berlin, ziemlich vorsichtig bei der Umsetzung der Entführung war. Alle französischen SIM-Karten wurden gegen deutsche ausgetauscht. Doch diese Vorsicht half nicht viel, da durch das dichte Mobilfunknetz in der deutschen Hauptstadt trotzdem alle Informationen archiviert werden konnten. Dank der SIM-IDs konnten die deutschen Ermittler die Handys der Geheimdienstmitarbeiter orten und das obwohl diese Mitarbeiter eine Technik am vietnamesischen Institut für öffentliche Sicherheit gelernt haben: SIM-Karte austauschen.
Im Prozess gegen Long N. H. am Berliner Kammergericht hat die deutsche Polizei mehrmals erwähnt, dass zwei vietnamesische Gruppen des Geheimdienstes von Paris nach Berlin gereist sind, um während den laufenden Ermittlungen aktiv zu werden. So melden die deutschen Ermittler am18. August 2018: „Wir haben die Unterlagen der französischen Polizei zugeschickt bekommen. Diese werden gerade gesichtet, um klarzustellen inwiefern die Gruppe des vietnamesischen Geheimdienstes an der Ermittlung beteiligt war. Wir können den Inhalt dieser Akte leider noch nicht öffentlich machen.“
Obwohl Vietnams Botschafter Nguyễn Thiện viel versucht hat alles in den Staatsmedien aufzuhübschen, sind die Tatsachen längst an die Öffentlichkeit gekommen. Der Generalsekretär der KPV Nguyễn Phú Trọng war zu dem Zeitpunkt, also März 2018, zu Besuch in Frankreich, wurde aber jedoch alles andere als herzlich von Frankreich in Empfang genommen.
Trung Khoa – VD-News